EZIO: Game of Rome

HipHOpera

Eine Händeloper für und mit jungen Menschen in unsere Gegenwart zu holen – das war die Herausforderung, der sich das Team um Sonja Elena Schroeder (Regie), Bernd Ruf (Musikalische Leitung) und Benjamin Köthe (Komposition und Arrangements) stellen wollte. Die Idee entstand 2018. Die Händel-Oper Ezio sollte als Grundlage dienen und auf die eine oder andere Weise in ein Videospiel „transformiert" werden. Circa 200 Schüler:innen unterschiedlicher Göttinger Schulen waren daran beteiligt; sie bauten das Bühnenbild, übten Chorstücke und Choreographien, entwarfen Kostüme, schrieben die Songtexte, probten die Szenen und drehten Videos. Doch dann kam alles anders...

Das Spiel beginnt...

... im Klassenzimmer, genauer: in einer Musikstunde zu Händels Wassermusik. Die beiden Freunde Erik und Özgür können ihren Musiklehrer Herrn Maschke nicht leiden. Dummerweise ist Herr Maschke Fionas Vater; sie und Erik sind ein Paar.

Eine Herausforderung

Herr Maschke ist alles andere als begeistert über diese Beziehung. Er stellt Erik bloß, wann immer es möglich ist. Als herauskommt, dass Maschke den Highscore des Videogames „EZIO – Game of Rome“ hält, gibt es für die Freunde Erik und Özgür kein Halten mehr: Sie wollen ihren Lehrer im Spiel herausfordern und unbedingt besiegen. Fiona kennt das Spiel; sie loggt sich ebenfalls ein...

Strebsam macht einsam

Außerdem gibt es da noch Emily, die sich für alles interessiert, was sich Schulstoff nennt – und sich bemüht, bei Herrn Maschke einen guten Eindruck zu hinterlassen. Özgür, Erik und Fiona können sie nicht sonderlich gut leiden. Auch sie wird später einen Charakter im Spiel steuern. Alle loggen sich ein...

Wähle Deine Seite!

Valentinian ist der autokratische Alleinherrscher eines postapokalyptischen Roms. Er selbst nennt sich Kaiser. Die Gamer:innen können sich entscheiden, für oder gegen ihn zu kämpfen.

Zwischen allen Fronten

Valentinians ältere Schwester ist Onoria, die ganz und gar nicht einverstanden ist mit dem „Führungsstil“ ihres Bruders. Ihr sind aber die Hände gebunden, da die Erbfolge keine Frauen zulässt. Und sie ist verliebt in Ezio, einen Freund des Kaisers Valentinian seit Kindertagen. Er ist eine klassische Heldenfigur: loyal, integer und tough. Seite an Seite kämpft er mit Fulvia für den Kaiser. Beide sind unsterblich ineinander verliebt und wollen heiraten.

Massimas Marionette

Fulvia lebt mit ihrer Mutter Massima und ihrem Halbbruder Emilio zusammen. Massima möchte unbedingt selbst auf den Thron; dafür ist ihr jedes Mittel recht. Emilios größter Wunsch ist es, von Massima als vollwertiger Sohn anerkannt zu werden. So ist er ihr perfekter Handlanger.

Auf ins Gefecht!

Erik, Özgür und Fiona wählen ihre Avatare: 1. Erik entscheidet sich für Ezio, den klassischen Helden, den Partner von Fulvia. 2. Özgür wählt Onoria, die Schwester des Kaisers. 3. Fiona verwandelt sich in Fulvia, die starke Kämpferin und Partnerin von Ezio. Das Game beginnt mit einer großen Schlacht: der Schlacht der Hunnen. Ezio, Onoria und Fulvia besiegen die Angreifer; Kaiser Valentinian feiert „seinen" Sieg, der den Spieler:innen eine Entscheidung abnötigt.

Eine folgenreiche Entscheidung

Soll Ezio Fulvia dem Kaiser vorstellen – ja oder nein?

Erik berät sich mit Özgür und entscheidet sich dafür. Also stellt Ezio dem Kaiser Fulvia vor und erzählt ihm, dass beide heiraten wollen. Das ist eine Entscheidung mit Folgen, denn dem Kaiser gefällt Fulvia – und in seiner Herrschsucht will er sie plötzlich selbst heiraten und besitzen.

Damit ist der Grundkonflikt etabliert und das Intrigennetz kann gewoben werden: Fulvias Mutter Massima, gesteuert durch Musiklehrer Maschke, hat schon länger Pläne mit ihrer Tochter und nun endlich die passende Gelegenheit. Ihr Stiefsohn Emilio unterstützt jeden noch so abwegigen Plan, um der „Mutter“ zu gefallen.

Dann kommt die Tochter aus der Schlacht nach Hause.

Ezio versucht, mit dem Kaiser zu sprechen; er kann nicht glauben, dass Valentinian einfach so über Fulvia verfügen und ihre Freundschaft verraten will. Doch Valentinian weicht nicht von seinem Plan ab.

In der Zwischenzeit hat der Lehrer Maschke entschieden, seinen Avatar Massima (Fulvias Mutter) einen Anschlag auf den Kaiser verüben zu lassen. Dazu braucht er aber Hilfe; seine Schülerin Emily, die sich Material für ihr Referat abholen will, setzt er deshalb kurzerhand an den Rechner und wählt für sie den Avatar Emilio aus, Massimas Stiefsohn. Emilio soll nun Verbündete organisieren, die den Kaiser stürzen. Emily lässt sich überreden und zettelt als Emilio ein Attentat auf den Kaiser an.

Es kommt zum Kampf; Ezio, Fulvia und Onoria, die Schwester des Kaisers, verhindern Schlimmeres. Massima jedoch nutzt die Gunst der Stunde und beschuldigt Ezio, der Strippenzieher hinter dem Anschlag gewesen zu sein.

Damit wäre der erste Akt beendet: Ezio sitzt im Kerker; Erik und Özgür haben den ersten Level verloren. Was also tun?

Erik zumindest trifft für seinen" Ezio eine verhängnisvolle Entscheidung: Er wird die Verantwortung für den Anschlag auf den Kaiser nicht übernehmen. Schließlich hat er ihn auch nicht verübt.

Wunderbarer Wandel

Wieder zurück zu Fiona und Fulvia. Fiona weiß inzwischen, welcher Avatar von Erik gesteuert wird. Sie hasst es, wenn ihr Vater „EZIO – Game of Rome“ spielt und sich dabei feiert. Besonders, wenn er dabei ihren Freund Erik als Gegner hat. Nun steht Fulvia vor einer großen Entscheidung.

Valentinian lässt nun Ezio von seiner Schwester Onoria vor den Thron bringen. Er erzählt Ezio, dass Fulvia ihn, den Kaiser, „freiwillig“ heiratet – damit Ezio freigelassen wird. Diesen Preis will Ezio natürlich nicht zahlen. Erik, der den Charakter Ezios steuert, steht vor der Wahl: Vor dem Kaiser knien oder ihn beleidigen. Er entscheidet sich für letzteres.

In seiner Wut „gesteht“ Ezio, das Attentat auf Valentinian angezettelt zu haben. Daraufhin befielt der Kaiser: „Onoria, schaff ihn mir aus den Augen – und wirf ihn meinen Hauskrokodilen zum Fraß vor!“ Onoria ist wütend und verzweifelt.

Musiklehrer Maschke wähnt den sicheren Sieg in greifbarer Nähe, deshalb schickt er seine Massima und ihren Stiefsohn Emilio, den immer noch Emily steuert, los, um Anhänger zusammenzurufen: Seht hier Massimas Wahlkampfversuch!

Mit ihren Verbündeten stürmt Massima in den Kaiserpalast und fordert den Thron; sie sind in der Überzahl. Selbstsicher gibt sie auch noch zu, dass sie hinter dem Attentat auf den Kaiser steht, für das Ezio vermeintlich den Krokodilen vorgeworfen wurde. Der Kaiser ist irritiert und versteht nichts mehr.

Dann tritt Ezio auf: Onoria hatte eigenmächtig beschlossen, dass es diesmal kein Futter für die Krokodile gibt. Darüber ärgert sich Massima sehr. Sie erklärt allen den Krieg. Es kommt zu einem großen Kampf, in dem Massima um ein Haar Ezio erledigt. Doch Fulvia lenkt die Mutter ab und rettet damit Ezios Leben.

Unerklärlicherweise scheint der Kaiser zur Vernunft zu kommen. Er realisiert, dass er nicht das Recht hatte, Ezio und Fulvia auseinander zu reißen. Er begnadigt Massima und verbannt sie und Emilio aus Rom. Damit nicht genug: „Und Du, Onoria, hast meine Befehl missachtet, Ezio hinzurichten. Du hast Dich als die Klügere von uns beiden erwiesen. Wieder einmal.“ Er nimmt seine Krone ab: „Das Gesetz sagt, dass eine Frau nicht über das Römische Reich herrschen darf. Aber ich habe die Macht, jedes Gesetz in Rom zu ändern. Und als meine letzte Amtshandlung verfüge ich, dass in Zukunft auch eine Frau den römischen Kaiserthron innehaben darf.“ Damit hat Onoria, also Özgür, das Spiel gewonnen.

Erik, Fiona und Özgür feiern einander; Herr Maschke ärgert sich sehr. Und Emily verspricht sich selbst, dieses Spiel nie wieder anzufassen. Valentinian will Onoria die Krone aufsetzen. Doch da kommt ein Kind aus dem Chor angerannt, schnappt sich die Krone und fragt: „Wie wär´s mit sowas wie Demokratie? Wieso fragt ihr nicht die?“ Mit diesen Worten fliegt die Krone ins Publikum. Daraufhin kollabiert das Spiel und deinstalliert sich...

Mit freundlicher Unterstützung durch